
"Arribada" ist das spanische Wort für „Ankunft“. Nach ihm wurde ein aufregendes Naturschauspiel benannt.
Arribada heisst nämlich das Ereignis, bei dem tausende von Meeresschildkröten gleichzeitig an Land krabbeln, um Eier zu legen. Dieses Phänomen gibt es an mehreren Orten in Lateinamerika, aber der beste Ort dafür ist Costa Rica.
In Costa Rica kann man z. B. die Suppenschildkröte (Grüne Meeresschildkröte), die Lederschildkröte, beide Karettschildkröten Arten (Echte und Unechte Karettschildkröte) sowie die Oliv-Bastardschildkröte beobachten. Letztere bildet den Mittelpunkt des wirklich fantastischen Naturphänomens Arribada.
Einige Tage/Wochen vor Arribada versammeln sich die Schildkröten vor der Küste, bevor sie – zum optimalen Zeitpunkt – an Land schwimmen, um Löcher zu graben und darin Eier abzulegen, bevor sie wieder ins Meer kriechen. Das wirklich Besondere an Arribada ist – ausser dass man so viele Meeresschildkröten gleichzeitig sieht – dass die Schildkröten jedes Jahr an den gleichen Ort zurückkehren. Die beste Zeit, um dieses Ereignis zu erleben, ist zwischen Juni und Dezember, da dann die Oliv-Bastardschildkröte Eier legt. Der Höhepunkt ist ab August. Dann kann man Arribada 1-2 Mal monatlich erleben. Obwohl man noch nicht viel über diese Massenankunft weiss, geht man davon aus, dass es mit den Gezeiten und dem Mond zusammenhängt.
Die Schildkröten kehren an bestimmte Strände zurück, z. B. an die Playa Sancite im Nationalpark Santa Rosa und an die Playa Ostional in der Nähe der Playa Sámara. Letztere ist dafür berühmt, zu den besten Stränden zu gehören, an denen man die Oliv-Bastardschildkröte sehen kann.
Die Anwohner sammelten einst wahllos sowohl die Schildkröten als auch ihre Eier ein, was ein Reservat notwendig machte, wenn diese Arten in Costa Rica überleben sollten. Schildkröteneier und Suppe aus den Schildkröten sind beliebte Bar-Snacks in Playa Nosara und einigen der anderen umliegenden Strände. Daher war es für Naturschützer und Anwohner unbedingt nötig, einen Kompromiss zu erzielen, damit die in Ostional lebenden Menschen weiterhin Schildkröteneier einsammeln können, ohne die Arten zu gefährden. Glücklicherweise legen die meisten Schildkröten ihre Eier in mehreren Gelegen ab, mit mehreren Wochen zwischen jeder Ablagerung. Oft werden die früheren Gelege von anderen Schildkröten beschädigt oder zertrampelt, wenn das Gebiet überfüllt wird. Typischerweise überleben nur die Eier, die am Ende der Saison gelegt werden. Aus diesem Grund haben sich die Einheimischen bereit erklärt, nur die ersten Eiergelege zu ernten und zu verkaufen, für die es ohnehin wenig Überlebenschancen gibt.
Um dieses Naturschauspiel zu erleben, standen einige Mitschüler*innen der Intercultura (so heisst die Spanischschule in Samara) und ich mitten in der Nacht auf, da der Bus um 03.50 Uhr losfuhr, um uns an die Playa Ostional zubringen. Die Fahrt dauerte knapp eine Stunde. In Ostional angekommen, teilten uns die Parkranger in drei kleine Gruppen ein und wir wanderten mit der aufgehenden Sonne an den Strand. Von Weitem sahen und hörten wir schon die vielen Raubvögel am Himmel kreisen, die uns etwas Ungewöhnliches ankündigten.
Und wirklich, am Strand angekommen, offenbarte sich uns ein gewaltiges Naturschauspiel. Unzählige Meeresschildkröten bewegen sich auf dem schwarzen, langen Sandstrand. Wo das Auge hinreicht, überall Meeresschildkröten! Die Einen kriechen den Strand hinauf, die Anderen wieder zurück zum Meer. Draussen im Meer sahen wir zwischen den Wellen immer wieder Köpfe von Schildkröten, die eine passende Welle abwarten, um an den Strand gespült zu werden. Dort angekommen, bewegen sie sich schwerfällig an das obere Ende des Strandes, wo sie sich mit den Flossen ein Nest freischaufeln um etwa 80 – 100 weichschalige, weiße Eier von der Grösse eines Tischtennisballs zu deponieren. Danach decken sie das Nest mit Sand zu, klopfen ihn mit den Flossen kräftig an und robben zurück ins Meer.
Dieses Erlebnis mit so vielen Schildkröten an der Playa Ostional werde ich als eines der schönsten Naturschauspiele in Erinnerung behalten!
Pura Vida
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Wir haben das verpasst. Ein grosser Wunsch von Alice
Sind immer im Januar in Costa Rica gewesen - irgendwann schaffen wir es